Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Informationen geprüft und erstellt in Kooperation mit der Biochemikerin Dr. Sarah Schunter aus München.
Hautpflege kann bei verschiedenen Hautzuständen und dermatologischen Erkrankungen Linderung verschaffen und unterstützend wirken. Jedoch steht bei einer Hauterkrankung oder bei einem entsprechenden Verdacht stets die ärztliche Abklärung im Vordergrund. Denn nur Dermatolog*innen dürfen eine medizinisch valide Diagnose stellen und können ggf. entsprechende medikamentöse Behandlungen einleiten.
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische und nichtansteckende Hauterkrankung. Die genauen Ursachen von Neurodermitis sind komplex und noch nicht vollständig verstanden. Es wird angenommen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, da die Neigung zur Entwicklung von Neurodermitis häufig in Familien vorkommt. Darüber hinaus spielen Umweltfaktoren wie allergieauslösende Substanzen, Stress und immunologische Reaktionen eine bedeutende Rolle. Ein gestörtes Immunsystem und eine beeinträchtigte Hautbarriere sind ebenfalls mit der Entstehung von Neurodermitis verbunden.
Eine Neurodermitis verläuft in Schüben akuter Phasen, die sich mit symptomfreien Phasen abwechseln. Das Hautbild bei Neurodermitis variiert je nach Schweregrad und individueller Reaktion der betroffenen Person. Während einer akuten Phase kann die Haut deutlich gerötet sein und jucken, die betroffenen Stellen zeigen häufig Bläschen, die leicht aufplatzen und nässen. Die in einer akuten Phase auftretenden Ekzeme sind häufig blutig aufgekratzt – aufgrund des Juckreizes. Klingt die akute Phase ab, verblassen die Ekzeme, die Haut wird trocken und schuppt sich deutlich. In den symptomfreien Phasen kann sich das Hautbild dann normalisieren – bleibt aber insgesamt weiterhin trocken, feuchtigkeitsarm und barrieregestört.
Die Behandlung von Neurodermitis umfasst neben verschiedener medizinischer Therapieansätze auch die passende Hautpflege. Eine milde, reizarme und passende Pflegeroutine kann den Hautzustand bei Neurodermitis beeinflussen und die Zeiträume zwischen Schüben verlängern. Je nach Phase der Erkrankung gibt es in der Hautpflege verschiedene Schwerpunkte.
Bei akuten Symptomen ist es essenziell, den Juckreiz zu lindern – starkes Kratzen der Haut kann zu Verletzungen führen, die schwer abheilen und die Hautbarriere zusätzlich beeinträchtigen. Zudem liegt ein weiterer Fokus auf der Zufuhr von Feuchtigkeit sowie der Linderung der Rötungen. Aus diesem Grund eignen sich in akuten Phasen einer Neurodermitis feuchtigkeitsspendende Cremes, kühle Kompressen und antientzündliche Produkte.
In symptomfreien Phasen kann sich die Haut beruhigen, bleibt dennoch aber insgesamt empfindlich, trocken und barrieregestört. Daher bieten sich in der symptomfreien Phase einer Neurodermitis vor allem regenerierende und reichhaltige Produkte an, um die Haut zu stärken und die Barrierefunktion zu verbessern.
Besonderes relevante Pflegestoffe für Personen mit Neurodermitis sind Urea (Harnstoff) und Glycerin. Urea lindert den Juckreiz und Glycerin sorgt für eine Befeuchtung der Haut und Stabilisierung der Hautbarriere. Darüber hinaus wirken auch Squalan und Ceramide barrierestärkend. Während Wirkstoffe wie Panthenol, Allantoin, Niacinamide entzündungshemmend und beruhigend wirken, entfalten Jojobaöl oder Nachtkerzenöl regenerierende Wirkung.
• Urea
• Glycerin
• Squalan
• Ceramide
• Panthenol
• Niacinamide
• Jojobaöl
• Nachtkerzenöl
Bei Neurodermitis sollte die Pflegeroutine möglichst mild, reizarm und minimal sein. So reicht es oftmals, sich auf die Schritte Reinigung, Feuchtigkeitspflege und Sonnenschutz zu beschränken, um möglichst wenig Angriffsfläche für Reizungen zu bieten.
Die Grundlage einer reizarmen Pflegeroutine bei Neurodermitis bildet eine milde Reinigung, die auf Alkohol, Duftstoffe oder Parfum verzichtet. Besonders gut geeignet sind Waschcremes oder eine Reinigungsmilch mit hautphysiologischem pH-Wert. Diese idealerweise nur abends nutzen und am Morgen das Gesicht lediglich mit lauwarmem Wasser waschen. Produkte mit mechanischen Peelingpartikeln, Reinigungsbürsten, starkes Reiben oder Rubbeln sollten unbedingt vermieden werden.
Teil der Feuchtigkeitspflege bei Neurodermitis können je nach Phase der Erkrankung Seren und Feuchtigkeitscremes mit den zuvor genannten Pflegestoffen sein.
Greife in der aktiven Phase der Erkrankung zu feuchtigkeitsspendenden Cremes, kühlen Kompressen und antientzündlichen Produkten mit Urea, Glycerin, Niacinamide, Panthenol und Allantoin. In den symptomfreien Phasen kannst du die Routine anpassen und verstärkt auch regenerierende und fettreiche Produkte integrieren, um deine Hautbarriere zu stärken und die Haut zu regenerieren. Achte auf Inhaltsstoffe wie Ceramide, Squalan, Jojoba- oder Nachtkerzenöl.
Den Abschluss deiner Morgenroutine bildet ein täglicher Sonnenschutz. So schützt du die Haut vor UV-Strahlung und reduzierst Entzündungsreaktionen. Achte auf Produkte, die auf Parfüm, ätherische Öle, Duftstoffe oder hautreizenden Alkohol (auf der INCI-Liste zu finden als Alcohol oder Alcohol denat.) verzichten.
Übrigens: Die sogenannten Fettalkohole, wie etwa Cetearyl Alcohol, Cetyl Alcohol oder Stearyl Alcohol, tragen zwar die Bezeichnung „Alcohol“ im Namen, sind aber anders als die zuvor genannten hautreizenden Alkohole, pflegende und unbedenkliche Inhaltsstoffe.
Eine Neurodermitis sollte stets medizinisch abgeklärt werden – der Besuch bei deiner Dermatologin oder deinem Dermatologen sollte daher immer der erste Gang sein. Unter ärztlicher Betreuung lässt sich der Krankheitszustand bestmöglich erfassen und es kann evaluiert werden, ob eine medikamentöse Therapie erforderlich ist. Die individuelle Anpassung der Therapie ist entscheidend, da Neurodermitis je nach Person unterschiedlich verlaufen kann.
Die Neurodermitis verläuft schubförmig und flammt scheinbar wahllos auf. Doch bestimmte Substanzen oder Situationen (Trigger) können einen „Schub“ der Erkrankung auslösen. Dazu zählen:
Betroffene sollten ihre individuellen Triggerfaktoren (er)kennen und diese in der Folge – nach Möglichkeit – konsequent meiden.
„Wer versteht, wie kosmetische Inhaltsstoffe agieren, setzt den ersten Schritt für eine wirksame Hautpflege“, sagt Biochemikerin Dr. S. Schunter. Als promovierte Biochemikerin entwirrt sie mit Vorliebe die oftmals kryptischen Inhaltsstofflisten von Hautpflegeprodukten: was steckt drin und wie wirkt es. Sie ist überzeugt: Mit diesem Wissen kann für jeden Hauttyp und jeden Hautzustand die richtige Pflege ermittelt werden.